Zahnarzt und Zuzahlung

„Warum muss ich beim Zahnarzt eine Zuzahlung leisten, ich bin doch über meine Krankenkasse versichert oder nicht?“


„Jetzt sitze ich im Behandlungsstuhl, fühle mich dem Zahnarzt ausgeliefert und der will mir jetzt auch noch extra Geld aus der Tasche ziehen…“


Diese, oder ähnliche Gedanken hatten Sie bestimmt auch schon mal, stimmt‘s?

Warum ist das eigentlich so?
In Deutschland sind Sie entweder über die gesetzlichen oder über die privaten Krankenkassen bei den zahnärztlichen Behandlungen versichert. Diese Versicherungsabdeckung spiegelt aber keine VOLLKASKO Versicherung wieder.


Bei den gesetzlichen Versicherungen gilt der Grundsatz: Die zahnärztliche Behandlung muss „wirtschaftlich, zweckmäßig und ausreichend“ sein.


Setzen wir dies einmal in deutsche Schulnoten um, so entspricht ein „Ausreichend“ einer 4, gerade noch das Klassenziel erreicht.


Aber es gibt ja bekanntlich auch noch die Schulnoten befriedigend (3), gut (2) und sogar sehr gut (1).


Übertragen auf die Situation beim Zahnarzt heißt es das, dass Sie, lieber Patient, eine ausreichende Basisversorgung vergütet bekommen, es aber durchaus auch andere, meist  modernere und schmerzfreiere Behandlungsmethoden gibt, die oftmals einen besseren Heilungsverlauf und ästhetisch viel schönere Ergebnisse aufweisen. Zudem sind diese langlebiger, als die von den Krankenkassen favorisierte Basisbehandlung mit ausreichender Note (4).


Hier einige Beispiele einer modernen Zahnheilkunde, die bei den gesetzlichen Krankenkassen nicht vergütet werden:

 

Füllungen

Ist der Defekt schon da ist Handlungsbedarf geboten. Welche Füllung soll ich als Patient denn wählen?


Um dies zu entscheiden muss man sich erst einmal vor Augen führen, welche verschiedenen Arten von Füllungen es gibt und welches die jeweiligen Vor- und Nachteile sind.


Im Frontzahnbereich werden Füllungen auf Kunststoffbasis/Composite verarbeitet. Hier bezahlt die Krankenkasse als Kassenversorgung das günstigste Material auf Kunststoffbasis. Je mehr Keramik im Kunststoff ist, umso teurer ist das Material. Der Unterschied zwischen einem billigen Kunststoff kann im Materialpreis den 4-5 fachen Preis ausmachen.


Möchten Sie ein höherwertiges Füllungsmaterial werden Sie um eine Zuzahlung nicht umhin kommen. Die höherwertigen Füllungsmaterialien unterscheiden sich in ihrem Keramik Anteil, umso mehr Keramikanteile, desto teurer, aber auch desto stabiler und weniger Schrumpfung passiert beim Aushärten.  Somit bleibt die Füllung länger sitzen, bevor sie ausgewechselt werden muss. Da jeder Austausch einer Füllung eine Wunde für den Zahnnerven darstellt , ist es eigentlich anzuraten möglichst stabile und langlebige Materialien zu verwenden, die man möglichst selten austauschen muss.


Das stabilste waren früher die so genannten Goldinlays, die heutzutage durch Keramikinlays ersetzt werden. Diese haben den Vorteil nicht nur zahnfarben auszuschauen, sondern sie stabilisieren den geschädigten Zahn durch einen besseren Halt. Zahn und Keramikinlay werden quasi wieder eine Einheit.


Im Seitenzahnbereich braucht man etwas Stabiles , weil dort die Kaufunktion umgesetzt wird.. Mit den Frontzähnen beißen Sie ja nur ab. Die Kräfte sind deutlich geringer. Im Seitenzahnbereich hat man früher die silbernen Amalgam Füllungen verwendet, welche die hohen Kaukräfte gut aufgefangen haben da sie nach der Aushärtung eine Metallfüllung darstellten. Der Nachteil bestand in der silbernen Farbe, der Quecksilberbelastung (obsolet bei Frauen im gebärfähigen Alter!!!!) und der Tatsache, dass diese Metallfüllung leider nicht am Zahn klebt und ihn dadurch auch nicht stabilisiert und stützt.


Aber warum halten diese Amalgamfüllungen denn so lange?
Dies liegt hauptsächlich an folgenden Gründen:

  1. In den Amalgamfüllungen war Quecksilber und auch Kupfer. Das letztere wirkt Bakterientötend. Quecksilber ist heute obsolet. Die silberfarbenen Füllungen, die oft bei den Zähnen grau durch scheinen, möchte eigentlich niemand mehr haben.
  2. Dadurch, dass nach dem Aushärten eine Metallverbindung besteht, ist die Füllung sehr stabil und biegt sich nicht durch. Kunststofffüllungen biegen sich durch und werden dadurch schneller am Rand undicht.
  3. Die Amalgamfüllung hält durch Verkeilung. Das heißt das Loch wird Birnenförmig gebohrt, das weiche Amalgam wird in den Defekt gefüllt und nach der Aushärtung kann es bedingt durch die Birnenform nicht mehr heraus fallen. Würde man den Zahn von oben durchschneiden würden einem die beiden Amalgamhälften entgegen fallen, da sie nicht an der Zahnsubstanz kleben.
  4. Amalgam ist ein Füllungsmaterial, welches sich mit dem Aushärten ausdehnt und den Defekt sehr gut abdichtet. Im Gegensatz dazu schrumpfen Kunststoff Füllungen beim Aushärten, nehmen in den folgenden Tagen wieder Wasser aus der Mundhöhle auf und quellen dadurch wieder etwas auf. Diese Schrumpfung beim Aushärten ist oft die Ursache, dass mit Kunststoff versorgte Zähne im Anschluss Temperaturempfindlich werden können.


Zahnreinigung

Auch hier möchte ich kurz Stellung nehmen.
Sie und auch ich sind glückliche Auto Besitzer. Wir beide wissen, dass unser Auto einer gewissen Pflege bedarf um uns lange daran zu erfreuen. Je regelmäßiger und aufwendiger die Pflege ist umso geringer das Risiko, dass unser Auto uns den Dienst versagt und problemlos funktioniert. Beim Auto sind daher eine regelmäßige Durchsicht/Inspektion, ein gewisses Maß an Wartung und Pflege und ein regelmäßiger Unterhalt essentiell. Trotz all dieser Aufwendungen tauschen wir in einigen Jahren unser Auto aus und gönnen uns wieder ein neues. Ist das bei Ihnen nach 5, nach 10 oder erst 20 Jahren der Fall?


In dieser Zeit sind wir unzählige Male in der Waschanlage gewesen (in den seltensten Fällen das Basis Programm), haben unserem Auto ein halb- oder gar vollsynthetisches Motorenöl gegönnt und regelmäßige Inspektionen. Und nach einigen Jahren tauschen wir es aus.


Wie halten wir uns denn mit unseren Zähnen?


Gehen wir auch 1x im Jahr zur Kontrolle, gönnen wir unseren Zähnen die Zahnreinigung nur 1x im Jahr, nehmen wir hochwertige Füllungsmaterialien, gönnen wir uns Hochleistungskeramiken als Kronen und Brückenersatz, versorgen wir verloren gegangene Zähne mit hochwertigem Zahnersatz oder gar mit Implantaten um verlorengegangene Stützbereiche wieder her zu stellen?


Über diese Fragen sollte jeder mal für sich beim nächsten Besuch in der Autowaschanlage nachdenken.


Ein entscheidender Unterschied besteht in der Langlebigkeit. Das Auto wird nach 15 oder 20 Jahren entsorgt, Ihre Zähne sollten Sie aber das ganze Leben begleiten und sollten auch das ganze Leben über ordentlich funktionieren. Realistisch erreichen Sie als Mann eine Lebenserwartung von 79 Jahren, als Frau von 86 Jahren und man geht davon aus, dass Kinder die heutzutage geboren werden auf eine Lebenserwartung von nahezu 100 Jahren kommen können.


Die Krankenkasse bezahlt 1x im Jahr die Basisreinigung mit ca. 20 Euro, die professionelle Zahnreinigung liegt bei ca. 70 Euro und entspricht 4-5 aufwändigeren Autowäschen.


Sie selber entscheiden wo Sie die Schwerpunkte setzen.